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Steh still!

Eines der ersten Dinge, die wir als HundehalterInnen lernen müssen, ist, dass unsere Körpersprache unseren Hunden sehr viel sagt. Hunde sind erstaunliche Tiere: Seit Jahrtausenden leben sie mit uns zusammen und haben gelernt, uns zu lesen und zu verstehen. Sie nehmen selbst kleinste Bewegungen an uns wahr. Diese Wahrnehmung wirkt sich dann auf ihr Verhalten aus.

Wenn wir wissen, wie sich unsere Bewegungen auf die Gefühle und das Verhalten von Hunden auswirken, können wir unsere Kommunikation viel klarer gestalten und unseren Hunden helfen, ruhiger und sicherer zu werden. Das wiederum hilft uns, ein entspanntes und harmonisches Leben mit Hund zu führen.


Als Faustregel gilt: Je mehr wir sprechen, uns bewegen und den Hund ansehen, desto schwerer fällt es ihm, ruhig zu bleiben.

Das heißt im Gegenzug: Wenn du ruhig bist, dich langsam bewegst und weniger redest, fühlt sich dein Hund sicherer und gelassener und kann Entscheidungen treffen, die nicht nur auf Emotionen beruhen. Die viel-gepriesene IMPULSKONTROLLE geht also eigentlich von dir aus.


Daher ist das ruhige Stehen ohne zu reden eine unterschätzte, aber sehr wirksame Strategie, mit der wir herausfordernde Situationen für unsere Hunde verbessern können. Hier ein paar Beispiele aus dem Alltag, wie du das nutzen kannst:


Ruhig stehenbleiben während eures Spaziergangs

Hunde bleiben von sich aus oft stehen, wenn wir mit ihnen spazieren gehen, z.B. um zu schnüffeln, zu wittern, sich umzusehen, etwas zu beobachten, u.s.w. Bleib auch du in diesen Momenten ruhig neben oder hinter deinem Hund stehen, ohne etwas zu sagen. Sehr oft müssen Hunde auch kurz stehen bleiben, um über etwas nachzudenken und um eine Entscheidung zu treffen. Lass deinem Hund Zeit. Du wirst bemerken, dass dein Hund immer ruhiger und entspannter unterwegs sein wird, weil das Schnüffeln und die Möglichkeit, selbst zu entscheiden sich einfach gut anfühlen für deinen Hund. Steh also still und warte, bis dein Hund bereit ist weiterzugehen.


Begegnung mit einem fremden Hund

Wenn du einem fremden Hund begegnest, bleib ruhig stehen. Lass den Hund auf dich zukommen, wenn er das überhaupt will. Lock den Hund nicht, strecke nicht deine Hand hin, hock dich nicht hin, starre den Hund nicht an. Wenn Hunde sich in ihrem eigenen Tempo annähern dürfen, fühlen sie sich sicherer und können selbst entscheiden. Wenn er an dir schnüffeln will, lass ihn einfach. Beug dich nicht über den Hund und streichle ihn nicht. Lass dem Hund Zeit. Du wirst merken, wenn er mehr Kontakt haben will und gestreichelt werden will. Ansonsten wird er einfach wieder weggehen. Erwarte nicht von deinem Hund, dass er jeden begrüßt!


Herausfordernde Situationen gemeinsam meistern

Es gibt Situationen, in denen sich dein Hund unsicher fühlt. Dann haben wir als besorgte Hundeeltern oft das Bedürfnis, gleich einzuschreiten und dem Hund zu "helfen". Warte erst mal ab, bleib ruhig stehen. Auch in solchen Fällen gibt deine Ruhe dem Hund Sicherheit. Lass ihm Zeit, um die Situation einzuschätzen und zu verstehen, denn nur so lernt er, auch mal mit schwierigen Situationen umzugehen.


Ruhig bleiben bei Aufregung


Wenn ein Hund aufgeregt ist, rennt er herum, springt den Menschen an, ist hektisch und unruhig. Unsere erste Reaktion ist auch oft Unruhe. Wir reden lauter, unsere Stimme wird höher, klingt anders, vielleicht werden wir strenger. All das trägt aber nur dazu bei, dass der Hund noch aufgeregter und hektischer wird. Stattdessen bleib ruhig stehen, atme tief durch. So wirst du deinem Hund viel besser helfen können, sich schneller zu beruhigen. Hab Geduld!


Kein Futter notwendig

Eine Folge des positiven Trainings ist, dass alles, was der Hund "gut" macht, mit Futter belohnt wird. Wenn der Welpe draußen aufs Klo geht, bekommt er Futter. Wenn der Hund an einem anderen vorbeigeht, bekommt er Futter. Wenn der Hund neben dir hergeht ("Fuß"), bekommt er Futter. Egal, was wir trainieren, wir belohnen mit Futter, wenn der Hund das tut, was wir von ihm erwarten. Wo liegt das Problem? Wenn wir einen Hund, der ruhiges Verhalten zeigt, mit Futter belohnen, sehen wir plötzlich einen aufgeregten Hund. Die Futterbelohnung und sogar nur die Erwartung auf die Belohnung aktivieren das sympathische Nervensystem und lassen den Puls des Hundes schon in die Höhe gehen. Das ist aber eigentlich für das, was wir in dem Moment wollen - nämlich einen ruhigen Hund - kontraproduktiv. Wir dürfen nicht vergessen, dass es Situationen gibt, die sich einfach gut anfühlen. Wenn der Welpe aufs Klo muss und sich schließlich erleichtern kann, fühlt er sich sofort besser. Wenn dein Hund eine Hundebegegnung oder eine andere Herausforderung selbst ruhig gemeistert hat, fühlt er sich danach einfach gut. Soziales Lernen ist für unsere Hunde extrem wichtig. Das heißt, wenn wir in Situationen ruhig bleiben, in denen wir auch wollen, dass unser Hund ruhig bleibt, dann wird er genau das von uns lernen. Nämlich Ruhe bewahren.


Warum fällt es uns Menschen so schwer, einfach nur still zu stehen?

Das ist tatsächlich eines der schwierigsten Dinge für uns - und auch ich bin davon nicht ausgenommen. Wenn es um unsere Hunde geht, dann haben wir das Bedürfnis sie anzugreifen, auf sie einzureden, sie zu kontrollieren, über sie zu lachen, u.s.w. Wir haben einen Drang, immer irgendwie auf Hunde einzuwirken, weil wir so das Gefühl haben, die Kontrolle zu behalten. Aber das ist ein Trugschluss. Denk dran, bewusst still zu stehen, nichts zu sagen. Deine Körpersprache sagt deinem Hund mehr als 1000 Worte!


 

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