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Welpenschule - Fluch oder Segen?

Ja.

"Soll ich mit meinem Hund eine Welpenschule besuchen?" Über so eine Frage würde ich mich sehr freuen, denn dann hätte ich die Möglichkeit, die Kundin darüber zu informieren, worauf bei der Entwicklung eines Welpen zu achten ist. Doch leider fragen die wenigsten, ob eine Welpenschule überhaupt Sinn macht bzw. ob sie für den Welpen gut ist? Daher möchte ich dieser Frage nachgehen.



Ein Welpe kommt ins Haus! Der verantwortungsbewusste Mensch hat sich im Voraus gründlich informiert und viele Ratschläge bekommen (sei es aus Büchern oder von anderen Hundehalter:innen) - manche davon sind sogar brauchbar. ABER: Bei den meisten Tipps geht es darum, wie wir den Welpen am besten kontrollieren und wie der Welpe am besten in UNSEREN Alltag integriert wird: Stubenreinheit, Futter, Bewegung, Sozialisierung, Beschäftigung, Ausstattung, Leinenführigkeit, Gehorsamstraining, Boxentraining, u.s.w.

Dabei werden die Bedürfnisse des jungen Hundes und auch seine Gesundheit und körperliche Entwicklung völlig außen vor gelassen. Anstatt zu versuchen, dass wir uns in die Welt des Welpen reinversetzen, geht es immer nur darum, dass der Welpe lernen muss, in UNSERER Welt zurecht zu kommen. Das scheint doch schon sehr egoistisch, oder nicht? Irgendwie die Grundlage einer einseitigen "Ich-Chef-Du-Nix"-Beziehung von Anfang an.

Dabei ist es doch der Welpe, dessen Leben total aus der Bahn geworfen wird, wenn er von Mutter und Geschwistern einfach weggenommen und in eine ihm unbekannte Umgebung versetzt wird. Das ist traumatisch; anders kann ich es nicht ausdrücken.


Was Welpen als Allererstes brauchen, ist SICHERHEIT.


Hierbei geht es sowohl darum, dass der Welpe sich sicher fühlt, als auch darum, dass der Welpe in Sicherheit ist. Das bedeutet, dass die Dinge, die wir mit dem Welpen machen, diesem nicht schaden dürfen - weder körperlich noch emotional.


Hier ein paar Tipps:

  • Falsches Aufheben und auf den Boden setzen kann zu Verletzungen führen. Welpen sollten auf keinen Fall von Kindern aufgehoben werden, die noch nicht verstehen können, wie man das macht. Welpen federn nicht, wenn man sie auf den Boden fallen lässt!

  • Rutschige Böden müssen vermieden werden. Welpenpfoten finden darauf keinen Halt und der Welpe rutscht herum wie auf einer Eisfläche.

  • Futter- und Wasserschüsseln müssen fest am Boden stehen und nicht wegrutschen, wenn der Welpe frisst oder trinkt.

  • Das richtige Bett muss dem Welpen genug Platz bieten und sollte aufgestellte, weiche Seitenränder haben, wo er den Kopf auflegen kann. Leg zusätzlich einen Polster ins Bett deines Hundes, so kann er seine Kopfstellung selbst einrichten, wie es für ihn am bequemsten ist.

  • Sperr deinen Welpen nicht in eine Box, auch nicht aus "Sicherheitsgründen"! Das wirkt sich negativ sowohl auf die Psyche als auch auf den Körper des Hundes aus.


Zurück zur Frage "Welpenschule - ja oder nein?" Wie so oft im Leben ist die richtige Antwort wenig zufriedenstellend: Es kommt darauf an...

  • Wenn in der Welpenschule Gehorsam trainiert wird, dann auf keinen Fall. Wiederholtes "Sitz!" - die Lieblingsübung aller Menschen - ist für Welpen schlecht. Jetzt sagst du bestimmt: "Aber mein Welpe setzt sich ja auch von selbst hin. Warum würde er das denn machen, wenn das so schlecht ist?" Du hast recht, Welpen sitzen von sich aus sehr oft, wenn sie z.B. über etwas nachdenken. Der Schlüsselbegriff ist hier aber, sie machen es von sich aus. Dann wird es nicht repetitiv 10 Mal hintereinander geübt, wie das in der Hundeschule oft der Fall ist. Welpen sollen überall lernen sich zu setzen. Warum?

  • Spielen und Interagieren mit anderen Hunden ist extrem wichtig für Welpen. Dazu bietet eine Welpenschule oft Gelegenheit. ABER: Welpen sollten nicht mit größeren oder älteren Hunden über einen längeren Zeitraum gemeinsam laufen. Hunde mit längeren Beinen können natürlich schneller laufen. Dadurch wird der Welpe dazu animiert mitzuhalten. Das führt zu Überanstrengung und kann rasch negative Auswirkungen auf die Gelenke des Welpen haben.

  • Geh auf keinen Fall in eine Hundeschule, wo man darauf besteht, dass der Hund ein Halsband statt eines Brustgeschirrs trägt. Ich werde hier nicht die Grundsatzdiskussion führen, was besser ist. Für die Vorteile des Brustgeschirrs gibt es schon genug Literatur.

  • Wird in der Welpenschule sehr viel mit Futter als Lockmittel gearbeitet? Dann meide diese lieber auch. Über Futter kann man keine Bindung aufbauen.

  • Selbstverständlich solltest du nirgends hingehen, wo mit Strafe gearbeitet wird.


Was bietet eine gute Welpenschule?

Enrichment. Eine Umgebung, die der Welpen gefahrlos auskundschaften darf, wo viele Dinge sind, die den Welpen stimulieren aber nicht überfordern. So kann sich das Gehirn und der Körper des Welpen gut entwickeln.

Spaß für Welpen und Mensch. Spiele, die die Beziehung stärken und das Vertrauen zwischen Hund und Mensch aufbauen.

Unterstützung und praktische Tipps, die leicht in den Alltag integriert werden können. Es muss viel Zeit für offene Fragen sein, was natürlich nur möglich ist, wenn die Gruppen sehr klein sind.

Beobachtung der Welpen in ihrem natürlichen Verhalten. So lernt der Mensch, seinen Hund besser zu verstehen. Die Trainerin unterstützt dich dabei und zeigt dir, wie man angemessen mit seinem Welpen kommuniziert.

Geduld und Ruhe. Viele Pausen, in denen sich alle entspannen können.

Nasenarbeit und Schnüffelspiele. Beim Einsetzen des Geruchssinns bekommt der Welpe Selbstsicherheit, indem er lernt, einfache Probleme zu

lösen. Außerdem ist die Nasenarbeit schonend für die Gelenke und den Welpenkörper und fördert gleichzeitig die Entwicklung des Gehirns. Dabei sollte die Trainerin genau wissen, wie man Schnüffelspiele für Welpen aufbaut, ohne diese zu überfordern.



Zum Schluss noch ein Hinweis: Der SchnupperClub in der Nähe von Graz bietet offene Welpengruppen, wo du jederzeit einsteigen kannst.

Hast du Fragen dazu? Kontaktiere mich gern unter info@nasenarbeit-hunde.com.








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