Therapeutische Nasenarbeit für gestresste Hunde – Hilfe bei Angst & Stress
- Sarina Kriechbaum
- vor 1 Tag
- 3 Min. Lesezeit
Viele Hunde wirken heutzutage im Alltag gestresst, überdreht oder unsicher. Manche bellen wegen jeder Kleinigkeit, andere ziehen an der Leine, wieder andere wirken apathisch oder meiden jede Situation, wirken fast depressiv. Viele Halter:innen stehen ratlos davor: „Ich habe doch schon Training ausprobiert – warum hilft das nicht?“
Die Antwort liegt oft tiefer – im Nervensystem des Hundes. Und genau hier setzt die therapeutische Nasenarbeit an.

Warum so viele Hunde heute gestresst sind
Das Leben unserer Familienhunde ist weit entfernt von dem, wofür sie biologisch gemacht sind. Statt natürlicher Aufgaben und Bewegung erleben viele Hunde:
zu wenig Spaziergänge mit Zeit zum Erkunden
kaum echte Nutzung ihrer Nase
fehlende soziale Kontakte mit anderen Hunden
keine Wahlmöglichkeiten im Alltag
zu wenig Raum und Rückzugsmöglichkeiten
Hinzu kommt die Reizüberflutung in unserer modernen Welt: Verkehr, Lärm, enge Wohnverhältnisse, viele Begegnungen auf engem Raum.
👉 Wichtig ist, den Unterschied zu erkennen:
Aufgeregt = Erregung steigt kurzfristig an (z. B. beim Spiel oder einer spannenden Situation).
Gestresst = das Nervensystem bleibt dauerhaft im Alarmzustand.
Wenn Stress-Situationen nicht enden, entsteht chronischer Stress. Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol bleiben hoch – der Hund findet nicht zurück in die Entspannung. Die Folgen zeigen sich in Unruhe, Angst, Aggression oder Rückzug.
Angst beim Hund - mehr als Nervosität
Angst ist keine „Macke“, sondern ein Schutzmechanismus. Sie hilft, Bedrohungen zu entkommen. Das ist ihre Funktion. Hunde können flüchten, vermeiden, sich verstecken oder erstarren. Aber wenn all diese Strategien blockiert sind, sucht sich die Angst andere Wege: exzessives Verhalten, Hyperaktivität, Aggression oder sogar depressive Zustände.
Typische Anzeichen von Angst und chronischem Stress:
Daueranspannung, Hecheln, erhöhte Herzfrequenz
ständige Wachsamkeit (Hypervigilanz)
Unverträglichkeiten mit Artgenossen
übersteigerte Reaktionen auf kleinste Reize
Verdauungsprobleme, Gewichtsverlust
Unfähigkeit, sich zu konzentrieren oder zu lernen
Für viele Halter:innen ist das frustrierend: Training, Kommandos oder „Beschäftigung“ helfen nicht. Denn solange das Nervensystem im Alarmzustand ist, kann der Hund gar nicht lernen oder ruhig reagieren.
Was ist therapeutische Nasenarbeit – und was nicht?
Therapeutische Nasenarbeit ist kein Hundesport und kein Trick-Training. Sie unterscheidet sich klar von Scent Work, bei dem Hunde einen Zielgeruch suchen und anzeigen müssen.
Hier geht es nicht um Leistung oder Gehorsam. Es geht um Regulation.
Die Kernelemente sind:
Ruhe statt Aufdrehen
Selbstwirksamkeit: Der Hund darf eigene Lösungen finden
Entlastung statt Anforderung
Durch gezielte Nasenarbeit kommt der Hund ins Tun, ohne Druck. Der Fokus ist nicht mehr auf die Angst gerichtet. Das Schnüffeln beruhigt, baut Stresshormone ab und bringt Körper und Nervensystem in Balance.
👉 Ein Satz, den man sich merken sollte:„Therapeutische Nasenarbeit ist kein Training – es ist ein Raum, in dem dein Hund zur Ruhe finden darf.“
Fallbeispiel aus der Praxis: vom "Problemhund" zum souveränen Begleiter
Ein Tierschutzhund kam mit massiven Problemen zu mir: Er bellte alles und jeden an, war unverträglich mit Artgenossen, überdreht, biss in Frustmomenten und grub ununterbrochen. Seine Halter:innen waren verzweifelt.
Wir begannen nicht mit klassischen Übungen, sondern mit Fährtensuche im Wald – die Natur als heilsamer Raum. Danach folgte die therapeutische Nasenarbeit: strukturierte Suche, kreative Schnüffelspiele, angepasste Spaziergänge, kleine Erfolgserlebnisse.
Die Halter:innen blieben geduldig und konsequent – und nach sechs Monaten zeigte sich ein völlig anderer Hund:
entspannter bei Begegnungen
souveräner in Alltagssituationen
eine echte Bereicherung für die Familie
Natürlich gibt es auch heute noch kleine Rückschritte – aber die Halter wissen, wie sie damit umgehen.
👉 Das zeigt: Mit Geduld, Zeit und dem richtigen Werkzeug ist Veränderung möglich.

Tipps für den Alltag mit einem ängstlichen Hund
Du musst nicht gleich ein großes Trainingsprogramm starten. Schon kleine Veränderungen im Alltag können deinem Hund helfen, mehr Ruhe zu finden:
Weniger Action, mehr Wohlfühlen: Vermeide Dauerbespaßung, setze auf Ruhe und Sicherheit.
Schnüffeln erlauben: Spaziergänge langsamer gestalten, mehr Zeit zum Erkunden lassen.
Kleine Rituale: Kaukram, Schnauzenarbeit oder Schlecken – an einem sicheren, ruhigen Ort.
Beobachten statt treiben: Bleib mal einfach stehen, lass deinen Hund die Umgebung wahrnehmen - auch aus dem Auto raus.
Feine Signale verstehen lernen und ernst nehmen: Lecken über die Nase, Gähnen, Abwenden – das sind keine „Marotten“, sondern wichtige Stressanzeichen.
Es geht nicht darum, mehr Kontrolle zu haben – sondern deinem Hund mehr Sicherheit zu geben.
Schnüffeln bringt Ruhe und Vertrauen
Therapeutische Nasenarbeit ist kein Allheilmittel – aber ein wirksamer Schlüssel, um ängstlichen und gestressten Hunden zu helfen. Sie schenkt ihnen Selbstvertrauen, baut Stress ab und ermöglicht echte Entspannung.
Wenn du das Thema noch tiefer erleben möchtest, lade ich dich herzlich zu meinem Workshop „Schnüffeln heilt - Nasenarabeit für emotionale Balance“ ein. Dort erfährst du nicht nur die Theorie, sondern erlebst mit deinem Hund ganz praktisch, wie er durch Schnüffeln zu mehr Ruhe findet.
👉 Alle Infos findest du hier: https://www.nasenarbeit-hunde.com/event-details/schnuffeln-heilt-nasenarbeit-fur-emotionale-balance
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