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Kompetenz heilt Angst: Wie Nasenarbeit Hunden und Halter:innen hilft, gelassener zu werden

Viele Hundehalter:innen kennen sie: diese leise, manchmal lähmende Angst, die auftaucht, wenn der Hund zieht, bellt oder sich in einer neuen Situation unsicher oder auffällig verhält. Vielleicht fürchtest du, dass dein Hund jemanden verletzt oder dass andere dich beurteilen. Diese Ängste sind normal – und häufig tief in uns verwurzelt.

Mit gezielter Nasenarbeit für Hunde lässt sich diese Angst jedoch auflösen. Denn Nasenarbeit fördert Selbstregulation, Entspannung und die Fähigkeit des Hundes, auf seine Umwelt gelassener zu reagieren. Gleichzeitig lernen Halter:innen, Ruhe zu bewahren und kompetent zu handeln.


Warum wir Menschen Angst vor Hunden haben

Häufig sprechen wir über Hunde, die Angst haben – doch genauso wichtig ist, die Angst von Menschen zu verstehen. Viele Halter:innen haben Angst vor ihrem eigenen Hund. Diese Angst kann sich äußern durch:

  • Sorge, dass der Hund jemanden verletzt

  • Angst vor peinlichen Situationen oder Beobachtungen durch andere

  • Angst, verurteilt zu werden

Diese Ängste sind nicht immer rational. Unser Gehirn interpretiert bestimmte soziale Situationen als potenzielle Gefahr. Deshalb reagieren wir oft körperlich: Herzklopfen, flache Atmung, Anspannung.


Meine eigene Erfahrung mit Angst und Nasenarbeit

Auch ich kenne diese Angst nur zu gut. Als mein Dogo Argentino, Tuco, noch ein Junghund war, hatte ich oft Angst, dass er andere Menschen anbellt oder sich "auffällig" verhält. Ein Spaziergang durch den Park verursachte Stress – für mich und für ihn.

Dann habe ich Nasenarbeit entdeckt. Durch gezielte Schnüffelübungen lernte Tuco, sich selbst zu regulieren. Gleichzeitig half mir die Praxis, ruhiger zu werden: Ich sah ihn konzentriert an der Nasenarbeit arbeiten und spürte, wie ich auch ruhiger wurde. Nasenarbeit ist ein Werkzeug zur Stressregulation bei Hunden, das Halter:innen entlastet.


Wie Angst im Körper entsteht

Angst entsteht in unserem Gehirn und zeigt sich gleichzeitig im Körper:

  • Herzklopfen, flache Atmung, feuchte Hände

  • Muskelanspannung, Nervosität, Unruhe

  • Schwierigkeiten, klar zu denken oder Entscheidungen zu treffen

Unser Hund spürt, wenn wir Angst haben. Eine gestresste Halterin überträgt Anspannung unbewusst auf ihren Hund – genau hier setzt bedürfnisorientiertes Training wie Nasenarbeit an.


Soziale Angst

Oft ist es nicht der Hund, der Angst auslöst, sondern die Vorstellung, was andere denken könnten. Gedanken wie:

  • „Ich blamiere mich.“

  • „Alle denken, ich habe meinen Hund nicht im Griff.“

verstärken die körperliche Angst. Richtig eingesetzte Nasenarbeit hilft hier doppelt: Sie gibt dem Hund Sicherheit und fördert die Kompetenz des Halters bzw. der Halterin, indem er/sie lernt, ruhig zu bleiben und klare Entscheidungen zu treffen.


Reale Gefahr vs. gefühlte Gefahr

Nicht jede Angst ist gleich gefährlich. Es gibt Unterscheide:

  • Körperliche Gefahr: z.B. Der Hund läuft auf die Straße – hier ist schnelle Handlung notwendig.

  • Soziale Gefahr: z.B. Blicke oder Kommentare anderer – hier hilft Ruhe, Wahrnehmung und bewusstes Handeln.

Gut durchdachte Nasenarbeit trainiert den Hund darin, sich zu konzentrieren und Stress zu regulieren – und gleichzeitig lernen Halter:innen, Gelassenheit auszustrahlen.


Die 4 Felder der Angst-Matrix

  1. Begründete Angst + regulierbar: Hund läuft auf Straße zu – du bist wachsam, kannst handeln.

  2. Begründete Angst + überwältigend: Hund schnappt nach Menschen – Alarm im Körper, schwer zu reagieren.

  3. Unbegründete Angst + regulierbar: Hund zieht an der Leine – du atmest tief, bleibst ruhig, gehst weiter.

  4. Unbegründete Angst + überwältigend: Hund zieht – sofort Horrorszenarien im Kopf, Anspannung hoch – Hund übernimmt Stress.

Nasenarbeit kann helfen, die Felder 3 und 4 zu regulieren, indem sie Aufmerksamkeit und Ruhe trainiert.

Matrix zur Beschreibung von Angst und Verhalten
Angst-Matrix

Die Auswirkungen von Angst auf die Beziehung

Angst erzeugt ein Kontrollbedürfnis: du nimmst die Leine kurz, gibst viele Kommandos, trainierst viel, etc. Dein Hund wird sehr stark von dir kontrolliert. Die Beziehung leidet, Bindung und Sicherheit gehen verloren.

Merksatz: Sicherheit entsteht nicht durch Kontrolle, sondern durch Verbindung.

Praktische Übungen für mehr Gelassenheit

Übung 1 – 10-Sekunden-Reset

  1. Stehenbleiben, Füße fest auf den Boden

  2. Einatmen auf 4, Ausatmen auf 6

  3. Leine locker lassen

  4. Drei Dinge benennen, die du siehst

  5. Kleine Entscheidung treffen: „Ich gehe auf die rechte Seite“

Übung 2 – Die entscheidende Frage

Leise fragen: „Was würde ich tun, wenn niemand zuschaut?“ Die Antwort zeigt oft die klare, ruhige Lösung – für Hund und Halter.


Nasenarbeit als ein Schlüssel zur Stressregulation

Gut strukturierte Nasenarbeit fördert:

  • Selbstregulation und Konzentration beim Hund

  • Gelassenheit bei Halter:innen

  • Reduktion von Angst in Alltagssituationen

  • Stärkung der Bindung durch gemeinsame, ruhige Aktivität

Hunde, die regelmäßig Nasenarbeit machen, lernen, ihre Umwelt kontrolliert zu erkunden. Halter:innen lernen, präsent zu sein und ruhige Entscheidungen zu treffen – eine Win-Win-Situation für beide. Wichtig ist dabei, dass Nasenarbeit strukturiert und gut aufgebaut wird.


Kompetenz heilt Angst

Angst ist normal und bei akuter Gefahr überlebensnotwendig. Aber sie kann die Beziehung belasten, wenn wir ihr die Kontrolle überlassen. Doch durch wahre Kompetenz – durch Wissen über den Hund, über Angstmechanismen und durch bedürfnisorientierte Nasenarbeit – können Halter:innen gelassener werden.

Bindung, Sicherheit und Ruhe entstehen durch Präsenz, klare Entscheidungen und gemeinsame Aktivitäten wie Nasenarbeit – nicht durch Kontrolle.

Wenn du merkst, dass Angst dein Verhalten steuert, starte mit kleinen Schritten: Atmen, Wahrnehmen, Mini-Übungen durchführen, Nasenarbeit integrieren. Dein Hund spürt die Gelassenheit und kann selbst ruhiger werden.


Du willst mehr zu dem Thema wissen? Hör rein in meinen Podcast "Entdecke deinen Hund"



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