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AutorenbildSarina Kriechbaum

Nasenarbeit als Therapie



Wenn wir mit unserem Hund an einem fremden Ort sind und wir wissen, dass dies für den Hund stressig ist, dann versuchen wir häufig die Aufmerksamkeit des Hundes auf uns zu lenken in der Annahme, dass dies dem Hund helfen würde und wir so die Kontrolle behalten. Wir fühlen uns nämlich nicht wohl dabei, wenn der Hund nervös herumläuft und scheinbar nicht kontrollierbar ist bzw. an der Leine zieht und vielleicht auch noch jammert oder bellt. Solche Verhaltensweisen sind für uns Menschen sehr schwer auszuhalten.

Daher wird in Hundeschulen oft der Blickkontakt trainiert, sozusagen als Alternativverhalten zum aufgeregten Hin-und Herrennen. Die Idee dahinter ist: "Wenn der Hund sich auf mich konzentriert, kann er sich nicht auf die Umwelt konzentrieren. Und da ihn die Umwelt anscheinend stresst, wird er ruhiger, wenn er sich auf mich konzentriert." Das klingt zwar plausibel, entspricht aber leider nicht der Realität.

Lucy d'Auvergne (Dog Behaviorist, UK) ist 2017 der Forschungsfrage nachgegangen "Ist Nasenarbeit effektiver zur Stressreduktion als der Fokus auf den Menschen in einer neuen Situation/Umgebung?". Dazu hat sie mit 59 Hunden folgenden Versuch gemacht. Der Besitzer musste mit seinem Hund 2 Mal eine 60-Meter lange Strecke zurücklegen. Beim ersten mal an lockerer Leine, der Hund durfte nicht schnuppern sondern war auf seinen Menschen fixiert. Beim zweiten Mal wurde auf der gleichen Strecke eine Spur gelegt, um den Hund dazu zu animieren, die Nase am Boden zu halten und der Spur über diese 60 Meter zu folgen. Der Hund sollte also schnüffeln und sich nicht auf den Menschen konzentrieren. Dabei hat sie 2 Dinge beobachtet:

- Welche Verhaltensweisen zeigt der Hund, die auf Stress hindeuten, z.B. hecheln, sich schütteln, etc.?

- Wie stark variiert die Herzfrequenz? Das wurde mittels Herzfrequenzmesser festgestellt.

Was war das Resultat?

- Die Hunde zeigten halb so viele Stresssignale, wenn sie schnüffelten anstatt sich auf den Menschen zu konzentrieren.

- Hunde, die schnüffelten, hatten 20% weniger körperlichen Stress gemessen an der Herzfrequenzvariabilität, als Hunde, die nicht schnüffelten bzw. sich am Menschen orientierten.

Daraus lässt sich schließen, dass Nasenarbeit effektiver zur Stressreduktion geeignet ist, als der Fokus auf den Menschen in neuen Umgebungen oder Situationen.

Es gibt noch weitere Studien, die zeigen, wie wirkungsvoll Schnuppern für Hunde ist.

- Horowitz und Duranton haben 2018 herausgefunden, dass Schnüffeln Hunden dabei hilft, optimistischer zu werden, was die Resilienz und das emotionale Wohlbefinden positiv beeinflusst.

- Schultz hat schon 2006 herausgefunden, dass beim Schnüffeln mehr Dopamin im Gehirn ausgeschüttet wird. Dopamin ist ein Neurotransmitter, der ein gutes Gefühl im Körper hervorruft. Man fühlt sich also besser, wenn Dopamin ausgeschüttet wird.

- Schnüffeln kann den Erregungslevel senken und Ruhe fördern. Hier ist wichtig zu betonen, dass dies stattfinden KANN aber nicht unbedingt auf alle Hunde zutrifft.

- Schnüffeln ist ethologisch gesehen eine absolute Notwendigkeit, da dies zur Futtersuche dazugehört. Ohne seine Nase würde der Hund kein Futter finden. Studien an Straßenhunden haben gezeigt, dass Hunde sehr viel Zeit damit verbringen, Futter zu suchen.

- Schnüffeln wird von Hunden selbst auch als Beschwichtigungssignal bzw. Übersprungshandlung eingesetzt, wenn sie sich ein bisschen unwohl fühlen. Sie verwenden es selbst, um sich und die Umwelt zu beruhigen.

Schnüffeln ist also ein natürliches Verhalten, das wir unseren Familienhunden nicht nur viel mehr erlauben sollten, sondern das wir auch zur Stressreduktion und Therapie gezielt einsetzen können!

Interessiert dich dieses Thema und möchtest du auch gern lernen, wie du deinem Hund mit Hilfe von Nasenarbeit den Alltag erleichtern kannst? Dann komm in den NASENCLUB. Da erfährst du alles zu dem Thema.

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