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Ein Welpe ist kein Hund

Ein Welpe ist noch nicht mal ein Junghund.

Genauso wie ein Baby kein Kind ist und ein Kind kein Teenager und ein Teenager kein Erwachsener.

Frage:

  • Wann beginnst du mit deinem Baby oder Kleinkind Kniebeugen zu üben?

  • Wann beginnst du mit deinem Welpen "Sitz" zu üben?

Einem Welpen immer wieder ins "Sitz" zu schicken ist ungefähr so wie ein Kleinkind immer wieder Kniebeugen machen zu lassen.

"Aber ein Welpe setzt sich doch auch von alleine hin", höre ich jetzt einige sagen. Stimmt. Und so soll es auch bleiben. Er setzt sich hin, weil er müde ist, weil er mal kurz eine Pause braucht, weil er etwas beobachten will, weil er überlegen muss, weil er sich gleich darauf hinlegt, weil er einen anderen Hund beschwichtigt.

Wann schickt der Mensch den Welpen ins Sitz? Weil er "bitte" sagen soll, weil er mir in die Augen schauen soll, weil er sich selbst beherrschen soll, z.B. Warten auf sein Futter.

Du siehst den Unterschied in der Motivation, nehme ich an.

Aber es gibt noch mehrere Gründe, weshalb das Sitz-Signal nicht auf meinem Trainingsplan mit Welpen steht.

Dazu muss man sich die Anatomie eines Welpen anschauen. Es ist wichtig für WelpenhalterInnen, auch darüber etwas zu wissen, damit man Entscheidungen treffen kann, die zum Wohlbefinden des Welpen beitragen. Mit einem Grundwissen über Anatomie wirst du verstehen, was die richtigen Aktivitäten für deinen Welpen sind, um seinen Körper zu stärken und gesund zu erhalten. Wir müssen verstehen, dass Welpen zusätzliche unterstützende Aktivität brauchen, um sich gut und stark entwickeln zu können. Die Auswahl der Aktivitäten setzt voraus, dass man sich mit dem Körperbau des Welpen auskennt.

 

BUCHTIPP: "How to Build a Puppy" von Julia Robertson

 

Zu viel aber auch zu wenig Bewegung kann schädlich sein. Deshalb lass den Welpen sich so bewegen, wie er möchte. Das ist bestimmt richtig. Wenn er laufen und spielen will, soll er das machen können. Wenn er schlafen will, soll er das machen, so lange er will.

 

Achtung: Exzessive und repetitive Verhaltensmuster oder Bewegungen müssen während der Welpenzeit vermieden werden.

 

Es ist eigentlich ganz einfach: Lass den Welpen sich frei bewegen, so wie er will. Er braucht keinen menschlichen Ansporn dazu (kein Ball oder Stock werfen, keine hohe Stimme, um ihn zu motivieren). Vorsicht ist auch geboten, wenn Welpen mit anderen Hunden zusammen sind. Junghunde sind keine guten Spielpartner für Welpen. Deren Körper ist schon viel weiter entwickelt und sie motivieren einen Welpen eher dazu, zu viel zu machen.

Noch einmal betonen möchte ich, wie wichtig es ist, dass der Welpe sich uneingeschränkt bewegen darf. Wenn Welpen nicht ausreichend frei laufen dürfen, dann können sich ihre Knochen nicht richtig entwickeln. Mit zunehmender Reife des Welpen passen sich die Knochen weiterhin an Belastungen an. Lange Knochen benötigen eine natürliche Belastung, um Zellmasse aufzubauen oder aufrechtzuerhalten. Diese Zellen können sich jedoch auch negativ verändern, wenn der Knochen falsch belastet wird. Dann verändert er sich, um sich an die höhere Belastung anzupassen. So entsteht natürlich ein Ungleichgewicht, eine Überbelastung. Wir sollten also darauf achten, die symmetrische Körperstruktur eines Welpen (später auch des Junghundes und des erwachsenen Hundes) zu erhalten. Dazu ist natürlich auch die richtige Entwicklung der Muskeln ausschlaggebend, da diese die Symmetrie des Skeletts beeinflussen. Die richtige, gute Entwicklung der Muskulatur eines Welpen wird ihn für das Leben rüsten!

Zurück zum SITZ.

Sitz ist DAS Signal, das jede Welpenhalterin mit Stolz präsentiert. Es wird auf der ganzen Welt in wahrscheinlich fast allen Hundeschulen trainiert. Der Sinn dahinter soll sein, dass man das Verhalten des Welpen in jeder Situation unter Kontrolle bringen kann. Aus Menschensicht ist das auch logisch und gut nachvollziehbar. Außerdem ist es auch ein Verhalten, das Welpen von sich aus zeigen, wie ich schon vorher erwähnt habe. Das Sitzen scheint für den Welpen also ganz natürlich zu sein.

Das Problem entsteht, wenn wir Menschen ein Verhalten immer und immer wieder von unserem Welpen verlangen. Welpen setzen sich hin und denken nach (lassen den Kopf dabei gerade gerichtet), dann stehen sie auf und gehen weiter. Kein Welpe wird sich hinsetzen, aufstehen, sich hinsetzen und wieder aufstehen, usw. Kein Welpe sitzt, um das Sitz zu üben. Wenn man Welpen immer wieder dieses Verhalten ausführen lässt, ist das unnatürlich und überbeansprucht bestimmte Muskeln und Körperteile. Und man nimmt dem Welpen auch jede Entscheidungsfreiheit. Der kleine Hund wird so stark auf dieses Verhalten konditioniert, dass er es "von selbst" macht, wenn du ihn nur anschaust, weil er ja sofort darauf zählen kann, dass er etwas bekommt. Dieses Verhalten zieht sich dann das ganze Leben lang durch, auch wenn der Hund eigentlich beim Sitzen Schmerzen empfindet. Konditionierung hat diesen Effekt. Es ist Manipulation.


Was passiert aus biomechanischer Sicht, wenn der Hund vom Stehen ins Sitzen wechselt?

Schäferwelpe sitzt
An all diesen Punkten entsteht bei der Bewegung vom Steh ins Sitz und umgekehrt große Belastung der Gelenke und Muskeln.

Beim Hinsetzen muss der Hund der Schwerkraft widerstehen. Ein großer Teil der Last geht über den Ellbogen des Hundes, dabei tendieren die meisten Hunde dazu, einen Ellbogen mehr zu belasten als den anderen. Ein Teil der Belastung liegt auch auf dem Nacken und den Schultern. Übermäßige Belastung kann die Muskelfasern schädigen. Kurz bevor der Hund sitzt, geht die Belastung teilweise von den Ellbogen auf die Knie über sowie zum Nacken. Wenn der Po schließlich auf dem Boden aufliegt, gibt es einen großen Vorwärtsschub vom Schienbein in Richtung Kniegelenk, was sich auch auf die Hüfte auswirkt, bis das Gewicht vollständig auf dem Boden landet.

Beim Aufstehen übernimmt wiederum der dominante Ellbogen das meiste Gewicht.

Bei Welpen ist es so, dass ihr Skelett schneller wächst als die dazugehörige Muskulatur, daher ist es für Welpen anstrengend und schwierig, sich vom Sitz ins Stehen hochzudrücken, weil besonders die Muskeln in den Hinterbeinen noch nicht voll entwickelt sind. Aus diesem Grund versucht der Welpe zu kompensieren, schiebt die Hinterbeine näher zusammen und gibt noch mehr Gewicht auf die Ellbogen und Vorderbeine. Das immer wieder machen zu müssen und auch auf rutschigen Böden, kann langfristig negative Auswirkungen auf die Gelenke des Hundes haben.

Genauso schädlich ist es auch, den Welpen wiederholt springen zu lassen (Menschen anspringen, irgendwo rauf oder runter springen, über Hindernisse springen). Das kann sich negativ auf die Wirbelsäule, auf die Hüften und auf die Knie auswirken.

Vorsicht auch, wenn du deinen Welpen mit älteren und größeren Hunden spielen lässt. Obwohl die Interaktion mit Hunden für deinen Welpen natürlich unbedingt notwendig ist, so achte doch darauf, dass dein Welpe nicht über längere Zeit mit einem älteren Hund läuft. Das ist ebenfalls für die Entwicklung ihrer Gelenke nicht gut.


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