Hunde sind unsere treuen Begleiter. Als solche kommunizieren sie ständig mit uns und mit anderen Artgenossen. Sie verständigen sich nicht nur über Bellen und Winseln, sondern auch über eine Vielzahl von Körpersignalen. Besonders interessant sind dabei die sogenannten Beschwichtigungssignale, die Hunde verwenden, um höflich zu sein, um Konflikte zu vermeiden und ihre sozialen Beziehungen zu regulieren. In diesem Blogartikel beschäftige ich mich genauer mit den Beschwichtigungssignalen der Hunde, ihrer Bedeutung und ich gebe dir Tipps, wie man sie richtig interpretiert.
Können Hunde kichern?
Max, ein liebenswerter Golden Retriever, ist sehr sozial und liebt es, neue Freunde zu finden und mit ihnen zu spielen. Eines Tages macht er die Bekanntschaft von Luna, einer quirligen Labradordame, die ein echtes Energiebündel ist.
Als Max Luna im Park trifft, ist sie so aufgeregt, dass sie vor Freude um ihn herumspringt und unermüdlich bellt. Max ist zunächst ein wenig überwältigt und beschließt, seine Beschwichtigungssignale einzusetzen, um die Situation zu beruhigen. Er dreht seinen Kopf zur Seite und gähnt theatralisch, als ob er gerade ein Schläfchen braucht. Luna ist so neugierig, dass sie abrupt innehalten muss, um Max genauer zu betrachten. Doch dann fängt sie wieder an, aufgeregt hin und her zu hüpfen.
Max lässt sich nicht entmutigen und entscheidet sich für einen anderen Ansatz. Er geht langsam und bedächtig auf Luna zu, während er seinen Kopf senkt und den Blickkontakt vermeidet. Mit jedem Schritt signalisiert: "Beruhig dich, Mädel."
Luna, die die subtilen Signale langsam zu verstehen beginnt, beruhigt sich allmählich. Sie lässt ihre aufgeregte Energie etwas abklingen und setzt sich schließlich neben Max auf den Boden.
In diesem Moment entscheidet sich Max für den letzten Schritt seiner beschwichtigenden Comedy-Show. Er rollt sich auf den Rücken und wedelt mit seinen Pfoten in der Luft. Es sieht so aus, als ob er sagen würde: "Bitte beruhige dich und lass uns Spaß haben!"
Luna, die von dieser lustigen Darbietung begeistert ist, fängt an, Max nachzuahmen. Sie legt sich ebenfalls auf den Rücken und fuchtelt wild mit ihren Pfoten. Wenn man die beiden Hunde so beobachtet, wie sie auf dem Rücken liegen und wild mit den Beinen fuchteln, glaubt man dabei ein fröhliches Kichern zu hören.
Diese amüsante Geschichte könnte sich so oder so ähnlich in unserer Hundetagesstätte fast täglich zutragen. Unsere Hundegäste kommunizieren ständig miteinander und verwenden dabei ihre Beschwichtigungssignale. Das ist unglaublich spannend zu beobachten.
Was sind Beschwichtigungssignale?
Beschwichtigungssignale sind Verhaltensweisen, die Hunde erstmal einsetzen, um höflich zu sein, aber auch um Stress abzubauen, um Konflikte zu vermeiden und Spannungen in sozialen Situationen zu lösen. Sie dienen dazu, Kommunikation und Kooperation zu fördern und Konflikte zu deeskalieren. Hunde nutzen diese Signale nicht nur im Umgang mit anderen Hunden, sondern auch im Zusammenleben mit Menschen. Hunde haben einen großen "Wortschatz", also viele Verhaltensweisen, mit denen sie ihre Höflichkeit zum Ausdruck bringen. Ähnlich wie wir Menschen (normalerweise) Manieren haben, um Respekt und Höflichkeit zu zeigen, haben auch Hunde ihre eigene Art, höflich zu sein.
Blickkontakt und freundliches Blinzeln: Höfliche Hunde neigen dazu, Blickkontakt herzustellen, aber ohne dabei aufdringlich zu wirken. Sie schauen ihrem Gegenüber in die Augen, aber senken oder wenden den Blick manchmal leicht ab, um Respekt zu zeigen. Ein freundliches Blinzeln kann ebenfalls als Zeichen der Höflichkeit interpretiert werden.
Langsame Annäherung und respektvolles Verhalten: Ein höflicher Hund nähert sich anderen Hunden oder Menschen in einem ruhigen und gemäßigten Tempo. Er vermeidet hastige Bewegungen oder plötzliches Anspringen. Ein höflicher Hund wird sich auch nicht aufdrängen oder ständig versuchen, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Zurückhaltende Körpersprache: Höfliche Hunde neigen dazu, eine zurückhaltende Körpersprache zu zeigen, um zu signalisieren, dass sie keinen Konflikt suchen. Sie halten ihren Körper entspannt und vermeiden bedrohliche Gesten. Um weiter zu beschwichtigen, setzen oder legen sich Hunde oft hin.
Freundliches Beschnüffeln: Höfliche Hunde verwenden oft eine sanfte und freundliche Art des Beschnüffelns, um sich vorzustellen oder andere Hunde zu begrüßen. Sie nähern sich seitlich an und zeigen Interesse, ohne aufdringlich zu sein, und respektieren die Grenzen anderer.
All diese Verhaltensweisen - Blinzeln, Kopf wegdrehen, Blick abwenden, entspannter Körper, Bogen gehen und freundliches Beschnüffeln von der Seite, langsame Annäherung, Vorderkörpertiefstellung, breites, lockeres Wedeln - sind Ausdruck von Höflichkeit unter erwachsenen Hunden. Welpen und Junghunde müssen das erst lernen.
Wie interpretiert man Beschwichtigungssignale?
Wie das Beispiel von Max und Luna zeigt, passieren Beschwichtigungssignale immer im Kontext und müssen auch so von uns Menschen gelesen und interpretiert werden. Dabei sind die Umgebung, die Interaktionspartner (Hunde und Menschen), sowie der emotionale und körperliche Zustand des Hundes zu bedenken. Da viele dieser Signale oft sehr subtil und schnell gezeigt werden, ist es für uns Menschen schwierig, sie erst mal überhaupt wahrzunehmen und dann auch noch unter Berücksichtigung aller Aspekte richtig zu interpretieren. Hinzu kommt, dass jeder Hund ein Individuum mit unterschiedlichen Persönlichkeiten und Erfahrungen ist. Die Interpretation von Beschwichtigungssignalen sollte daher immer im Hinblick auf den Charakter und die bisherigen Erfahrungen des Hundes erfolgen. Ein Signal, das bei einem Hund auf submissives Verhalten hinweist, kann bei einem anderen Hund ein Ausdruck von Angst sein. Außerdem haben viele Hunde ihre Lieblingssignale, die sie immer wieder zeigen.
Daher mein Tipp:
Lerne deinen eigenen Hund gut kennen, um seine individuellen Signale besser verstehen zu können.
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