Hunde sind faszinierende Begleiter, die uns mit ihren Verhaltensweisen immer wieder überraschen und berühren können. Eines der Verhaltensmuster, das oft missverstanden wird, ist das Zeigen des Bauches – ein Verhalten, das bei Welpen häufig zu beobachten ist. Es symbolisiert Verletzlichkeit und kann in zwei unterschiedlichen Situationen auftreten: wenn der Hund entspannt und vertraut ist oder wenn er Angst und Unsicherheit empfindet.
Geste des Vertrauens
Ein Hund, der sich auf den Rücken legt und seinen Bauch zeigt, möchte oft seine Entspanntheit und Zuneigung ausdrücken. Dieses Verhalten ist typisch für Situationen, in denen der Hund sich bei seiner vertrauten Familie oder in der Nähe von vertrauten Personen und Hunden befindet. Indem er sich so präsentiert, zeigt er, dass er sich sicher und wohl fühlt. Manchmal legen Hunde sich sogar schlafend auf den Rücken, was ein klares Zeichen dafür ist, dass sie sich in ihrer Umgebung geborgen fühlen.
Passive Demut: Angst und das Bedürfnis nach Schutz
Die andere Situation, in der ein Hund sich auf den Rücken legt, ist, wenn er Angst hat und sich ungeschützt fühlt. Dieses Verhalten wird in der Literatur oft als "passive Demut" bezeichnet. In der Tierwelt signalisiert es den anderen, dass der Hund keine Bedrohung darstellt und sich unterwirft, um Konfrontationen zu vermeiden. Als Mensch könnten wir es mit dem Hochheben der Hände und einem "Tu mir nichts!" vergleichen.
Es ist wichtig zu beachten, dass, wenn ein Hund dieses Verhalten in Gegenwart von Fremden zeigt, es eher unwahrscheinlich ist, dass er sich einfach nur entspannt fühlt. Vielmehr drückt er damit seine Angst vor der unbekannten Situation oder Person aus. Oft geht damit auch eine gesteigerte Stressreaktion einher, die sich durch das Urinieren oder andere besänftigende Gesten äußern kann.
Verständnis und Respekt: Ein Hund sollte niemals dazu gezwungen werden
Besonders wichtig ist,, dass wir unseren Hunden niemals dieses Verhalten aufzwingen oder sie in diese verletzliche Position bringen. Es wäre unethisch und höchst stressig für das Tier. Hunde zeigen uns ihre Verletzlichkeit aus Vertrauen oder Angst, und es ist unsere Aufgabe als verantwortungsbewusste Hundehalter:innen, dies zu erkennen und zu respektieren.
Ähnlich wie bei Menschen können erzwungene Situationen oder unnatürliche Verhaltensweisen bei Hunden zu Stress und möglicherweise zu aggressivem Verhalten führen. Stellen wir uns vor, jemand würde uns zwingen, ein Lächeln aufzusetzen, obwohl wir uns unwohl fühlen – es würde uns nicht glücklicher machen, sondern uns eher noch mehr stressen (das weiß ich aus persönlicher Erfahrung).
Vertrauen fördern, Respekt zeigen
Wenn ein Hund von sich aus diese Geste des Vertrauens zeigt, ist es ein wunderbarer Ausdruck seiner Bindung zu uns. In diesen Momenten können wir ihm liebevoll entgegenkommen und ihn sanft streicheln, sofern er dies mag. Doch auch hier sollten wir immer auf die Reaktionen des Hundes achten und ihn nicht zu sehr bedrängen.
Im Umgang mit einem ängstlichen Hund, der diese Position einnimmt, ist Zurückhaltung und Einfühlungsvermögen gefragt. Aufdringliches Streicheln oder ein zu schnelles Annähern kann den Hund noch mehr verunsichern und zu einem von uns unerwarteten und unerwünschten Verhalten führen.
Beobachten und Kommunizieren: Die Sprache der Hunde verstehen
Die Beobachtung und das Verständnis der Körpersprache von Hunden sind von entscheidender Bedeutung, um ihre Emotionen und Bedürfnisse zu verstehen. Wenn ein Hund sich auf den Rücken legt und seinen Bauch zeigt, möchte er uns etwas mitteilen – sei es Entspannung und Vertrauen oder Angst und Unsicherheit. Indem wir aufmerksam zuhören und sensibel reagieren, können wir eine stärkere Bindung zu unseren geliebten Vierbeinern aufbauen und ihnen ein Gefühl der Sicherheit und des Vertrauens vermitteln. Denn genau wie wir es schätzen, wenn uns jemand wirklich zuhört und unsere Bedürfnisse respektiert, verdient auch unser treuer Hundefreund dasselbe Maß an Achtung und Aufmerksamkeit.
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Am besten ist es, du kommst in den Google Classroom probierst es gleich mal aus. Du kannst jederzeit aussteigen, deine Antworten wieder löschen, etc. Es ist absolut unverbindlich.
Weiterführende Literatur:
Feddersen-Petersen. Ausdrucksverhalten beim Hund. Kosmos Verlag.
Podcast:
"Entdecke deinen Hund", Staffel 2, Sprachkurs Hündisch, Folgen 6-11
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